Wohnbebauung Gmeinstraße

Gebietscharakter
Der Charakter des Bauplatzes ist von großen Maßstabssprüngen und Spannungen gekennzeichnet: Große abweisende Baukörper entlang der stark befahrenen Achsen Triesterstraße und Puntigamer Straße im Norden, der Einfamilienhausteppich und die Freifl äche im Süden, der Niveausprung der Murterrasse im Westen, der durch kräftige Bäume noch überhöht wird, sowie die Wand des Lagergebäudes im Osten.

Typologie | Siedlungsidentität
Weil eine unmittelbare Fortführung benachbarter Bautypologien nicht angemessen erscheint, bildet das neue Wohnquartier seine eigene Siedlungsstruktur aus. Wichtige Aspekte in der Entwicklung dieser Struktur sind die Abwehr von Störungen (vor allem Schall von Norden), die Rücksichtnahme
auf die vorhandene Bebauung (EF-Häuser im Südwesten), die Öffnung für zukünftige Entwicklungen (Zugang zum öffentlichen Spielplatz im Süden), das präzise Einfädeln des MIV und die Verknüpfung mit vorhandenen Qualitäten (das Wäldchen auf der Murterrasse im Westen).

Daraus resultiert ein ost-west-ausgerichteter Baukörper im Norden mit nach Süden orientierten Wohnungen, der für den Schallschutz der dahinter liegenden Gebäude sorgt. Zur vorgesehenen öffentlichen Grün- , bzw. Sportfläche im Süden des Gebietes wird mit Sonderbaukörpern dezidiert eine Siedlungskante ausgebildet. In der Zwischenzone wird eine maximierte Anzahl an Gebäuden mit optimal orientierten Ost-West-Wohnungen situiert. Aus diesen verschieden ausgerichteten Häusern gruppieren sich Siedlungshöfe, die durch die siedlungsinternen Wege- und Sichtbeziehungen eine Staffelung und differenzierte Qualifizierung der privaten, halböffentlichen und öffentlichen Siedlungsräume schafft. Die markante Struktur der Höfe bricht auf und korrespondiert maßstäblich mit der angrenzenden Bebauung, bleibt jedoch gleichzeitig spürbar. Es entsteht eine gut durchlüftete aber konzentrierte Siedlungsstruktur, die flexibel genug ist, um sich maßstäblich an die Umgebung anzupassen.

Freiräume
Die skizzierten Höfe gliedern als zusammenhängende Einheiten die internen Bezüge und erzeugen bewusst kleinere Teilöffentlichkeiten innerhalb des Gesamtprojektes. Diese Höfe werden als Ganzes auf ein leicht erhöhtes Plateau gehoben, um einerseits die Privatheit in den Wohnungen und Anwohnergärten zu erhöhen und gleichzeitig eine niederschwellige Trennung zwischen den unterschiedlichen siedlungsöffentlichen Freiräumen zu erzeugen. Auf diese Weise wird eine klare
Zuordnung der unterschiedlichen Raumhierarchien und Raumfolgen innerhalb des Grundstücks erzeugt. Zusätzlich ergibt sich eine klare Inszenierung des Weges vom öffentlichen Raum über die ‚Begegnungsachsen' zu den räumlich zugewiesenen, halböffentlichen Innenhöfen bis in die Privatheit der Wohnungen. Die Nord-Süd- Achsen der ‚Promenaden' wirken dabei als neutrale, zwischen den Höfen liegende Begegnungs- und Aktivitätsräume. Sie stärken das Bild der Höfe und sorgen
gleichzeitig für eine Anbindung der Siedlung nach Süden, als auch an eine zukünftig von Norden heranwachsende Stadt. Die interne Durchwegung reiht die zugeordneten Höfe zu einer spannenden Sequenz heterogener Raumqualitäten. Auf diese Weise werden der Waldspielplatz an der Geländekante im Westen des Grundstücks, sowie die ebenfalls dort positionierten Kleingärten an das Netz der Freiflächen angebunden, und es kann eine zwanglose Beziehung der Siedlungshöfe untereinander entstehen.

Baukörper
Alle Wohnungsgrundrisse sind so ausgebildet, dass sie sowohl west- als auch südorientiert eingesetzt werden können. Sie können flexibel kombiniert werden und erlauben eine maßstäblich angemessene Hausbildung mit einer effizienten mindestens dreispännigen Erschließung. Es wurde darauf geachtet, kurze gegliederte Gebäudefronten zu erzeugen und so begreifbare Hauseinheiten zu schaff en. Zur Vermeidung von laubengangähnlichen, offenen Stiegenhäusern wird das Fassadensystem wie eine Maske auch über die Erschließungszonen gezogen, um den einzelnen ‚Häusern' ein geschlossenes und integres Erscheinungsbild zu geben. Die Wohnungsgrundrisse sind von einer durchgehenden Systematik und Klarheit geprägt und haben einen großzügigen, durchgesteckten Wohnbereich.
Die zurückversetzte Balkonzone schafft einen intimen, privaten Außenbereich, der jeweils von zwei Zimmern erreichbar ist. Für die Penthäuser werden auf den abgetreppten Baukörpern und in den obersten Geschossen großzügige Grundrisse und Terrassenflächen mit einer optimalen Orientierung vorgesehen.

Bauabschnitte
Aus der Struktur des Entwurfs folgt eine Gliederung in fünf annähernd gleich große Bauabschnitte. Wir schlagen eine Bebauung von West nach Ost vor, um die Baustelle immer ‚im Rücken' der bereits bewohnten Gebäude stattfinden zu lassen und die Einschränkungen für die zukünftigen Bewohner so gering wie möglich zu halten. Daraus folgt die Empfehlung, im westlichen Projektgebiet eine zweite
Tiefgaragenabfahrt auszubilden, um von Beginn an eine günstige Anbindung der zugeordneten Tiefgaragenteile zu ermöglichen. Die Ausbildung von mehreren Grundstückszufahrten bildet lt. Auskunft Verkehrsplanung aus verkehrs- und sicherheitstechnischer Sicht kein Problem. Auf die Einhaltung der gesetzlichen erforderlichen Grundabstände zwischen den Gebäuden wurde geachtet, sodass eine nachträgliche Teilung des Grundstücks unkompliziert möglich ist.

Verkehr
Die Besucherparkplätze samt Tiefgaragenabfahrten befinden sich im nördlichen Teil des Grundstücks direkt an der Gmeinstraße. Eine großzügige Begrünung des Parkplatzes wie auch eine begleitende Baumbepflanzung an der Gmeinstraße erhöhen hier die gestalterische Qualität. Gleichzeitig dient dieser Bereich als funktionale Verteilerzone für die Müllentsorgung und Feuerwehrzufahrten. Auf diese Weise wird für eine geringstmögliche Beeinträchtigung durch den Verkehr auf eigenem Grund gesorgt. Müll- und Radhäuser dienen als zusätzlicher (Schall-)Puff er zu den nördlichen Gebäuden.

Name Wohnbebauung Gmeinstraße
Jahr 2014
Standort Graz
Aufgabe Wohnbau
Status Wettbewerb
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